Situation und Ort
Zweifelsohne besticht die Schulanlage Sonnenfeld / Châtelet durch ihre sehr intakte und überzeugende Ensemblewirkung einer Schulanlage der 50er Jahre. In der Analyse des Orts wird versucht die Stärke der Disposition von drei Hauptkörpern, verbunden über einen gedeckten Laufgang gebührenden Respekt entgegen zu bringen und gleichzeitig mit zurückhaltender Kritik die geringfügigen Unstimmigkeiten zu klären.
Die bestehende Schulanlage wirkt strassenseitig am reinsten. Der Aussenraum fliesst auf natürliche Weise zusammen mit dem Wegnetz und den Baukörpern zu einem idyllischen Ganzen. Alle Funktionen der Schulanlage werden über die Enfilade exterieur zusammengehalten und zeugen von einer gleichwertigen Präsenz. Diese Seite der Schule, sowie die einzelnen Zugänge zu den Volumen sollen unangetastet und ohne sichtbaren Eingriff weiter wirken. Nordostseitig, das heisst gegenüber der angrenzenden Wohnnutzung werden die meisten Mängel entdeckt. Vor allem der Turnhallentrakt mit seinem „Rucksack“ der Garderoben- und Materialräume wirkt dem Hauptbau angehängt und abweisend. Es entsteht das Bild einer rückwärtigen Fassadenansicht, welche im Vergleich zu den anderen Baukörpern ungewollt erscheint. Weiter ist die Klarheit in der Zuweisung einer eindeutigen Funktion auf jeden Baukörper sehr wohltuend. Ein Prinzip, welches sich zu erhalten lohnt und für die zusätzliche Sportnutzung deshalb die unmittelbare Nähe zum Bestand sucht.
Die städtebauliche Conclusion dieser Analyse steckt den Rahmen der Projektzielsetzung deshalb klar. Zur Schlösslistrasse erscheint der neue Baukörper nicht. Eingang der neuen und alten Turnhalle befindet sich am gleichen Ort, in gleicher Form und an selber Stelle wie im Bestand, sodass die Wertigkeit des Verbindungsganges bewahrt wird und nicht durch einen zusätzlichen Baukörper ergänzt werden muss. Die Funktion „Turnhalle“ wird verdichtet und nicht erweitert, sodass zwei Einfachturnhallen in ein und demselben Sporthallentrakt untergebracht erscheinen. Letztlich und äusserlich am spürbarsten wird die Nordostseite des Anfangs- oder Endpunktes der Schule Châtelet aufgewertet und über einen neuen Turnhallenanbau zu einem allseitig präsenten Gesicht komplettiert. Folge dieser Massnahmen ist ein mehr oder weniger unangetastetes Aussenraumkonzept, welches nur punktuell bereinigt werden muss und in seiner Funktion und Qualität geschont wird.
Der Abbruch des bestehenden Garderoben- und Gerätevorbaus scheint nicht nur aus beschriebener städtebaulicher Hinsicht denkmalpflegerisch vertretbar, sondern auch, da eine zeitgemässe Sanierung eine weitgehende Totalsanierung mit neuer Struktur bedeuten würde. Darüber hinaus kann die bestehende Baulinie eingehalten werden und einem eventuellen Widerstand der Nachbar im Baubewilligungsverfahren aus dem Wege gegangen werden.
Der Turnhallenneubau setzt sich demnach über einen Zwischenbau mit Erschliessungsfunktion an die Alte. Es entsteht ein neues volumetrisches Gewicht, welches Präsenz gewinnt und in seiner Höhenstaffelung und Dachausbildung der Nähe zum Bestand gewachsen ist und angemessen erscheint. Die nordöstliche Gesamtansicht der Schulanlage erreicht über den Ergänzungsbau keine neue Erscheinung aber eine bereinigte, weiterentwickelte und gestärkte.
Innere Organisation und Struktur
Tragender Gedanke des neuen Sporttraktes ist der mittige zentrale Erschliessungsbereich. Über die Absenkung der neuen Turnhalle auf Niveau Untergeschoss Bestand wird mit der neuen Vertikalerschliessung ein verbindender Raum geschaffen, von dem Benutzer und Zuschauer in jedem Geschoss in die einen oder andere Halle blicken können. Diagonal werden so Neu und Alt, obwohl in der Nutzung und Struktur voneinander getrennt, zu einer spannenden Einheit mit gegenseitigem Sichtkontakt. Folgegemäss können funktionell verschiedenste Synergien geschaffen werden, welche auch mit dem geplanten Mittagstisch eine räumliche Verdichtung ermöglichen. Die Wege sind kurz und als gemeinsamer Hauptzugang bleibt der Windfang mit Anbindung an die Rue exterieur erhalten.
Sämtliche Garderoben für beide Turnhallen befinden sich im Untergeschoss. Dabei wird auf selbstverständliche Weise zwischen Turnhalle und Aula der Ersatz für den erdgeschossigen Abbruch der bestehenden Garderoben geschaffen und letztere in zeitgemässer Grösse und Ausstattung organisierbar. Das ehemalige Kantonement bleibt in leicht veränderter Anordnung jedoch in gleicher Grösse bei und bildet zusammen mit der neuen Erschliessung eine Einheit, welche sich ideal für die bevorstehende Umnutzung in Werk- und Lagerräume eignet. Jedes Geschoss verfügt über WCs, grösstenteils sind die Sanitärräume jedoch im Obergeschoss zusammen mit Lehrer- und Personalgarderoben angeordnet. Der ebenfalls im OG liegende Mittagstisch ist separiert vom eigentlichen Sportbereich, nutzt jedoch bewusst die Synergien der gemeinsamen Infrastruktur. Ebenso haben die Räume eine grosse Nutzungsflexibiltät und mit der vorgelagerten Terrasse sind sie idealer Standort für beaufsichtigten Aufenthaltsort nach den Unterrichtsstunden. Grundsätzlich werden mit der volumetrischen Setzung Synergien an verschiedensten Orten und Funktionen geschaffen, ein Tatbestand der aus ökologischer und ökonomischer Sicht nicht vernachlässigbar ist.
Die Statik des Neubaukörpers ist zwar unkonventionell aber einfach und direkt. So wird die Decke und der Boden des Obergeschosses gleichzeitig als Gurt eines Fachwerkträgers in Längsrichtung der Halle verwendet. Die diagonale Aussteifung dieses Trägers wirkt als Fassadenstruktur und dient gleichzeitig der Abstützung des obersten Daches. Fazit ist, dass „Ohnehin-Bauteile“ mit geringem Aufwand zu statischen Zwecken mitverwendet und die Deckenkonstruktion raumsparend schlank gehalten werden können.
Äussere Erscheinung und Nachhaltigkeit
Das Bild von Nordosten ist geprägt von zwei grosszügigen strukturellen Öffnungen, einmal als Verglasung mit dahinter liegender sichtbarer Statik im Obergeschoss, einmal als gefilterter Lichtspender für die neue Turnhalle. Beide Öffnungen spannen die Länge des Gebäudes spürbar auf, wirken jedoch in ihrer Erscheinung unterschiedlich. Während die Befensterung des Mittagstisches offen und transparent hervorsticht, nimmt der Brise Soleil aus vorfabrizierten Fein-Betonelementen im EG zusammen mit dem Fassadenmaterial eine homogene verbindende Wirkung auf. Die stehenden leicht konischen Elemente wirken so als lichtbrechendes Struktur und versprechen ein angenehmes indirektes Licht für den Innenraum. Umhüllt ist die Halle von einer mit Glasfaser armierten Feinbeton-Platten-Verkleidung. Die Oberfläche ist sandgestrahlt und in einem warmen grau gehalten. Die Seitenfassaden werden in einem unregelmässigen Raster mit kleinen Öffnungen perforiert, von aussen eine Anlehnung an die dekorativ gemusterten Kalksandsteinwände des Bestandes, für Innen ein Mittel über die in der Dämmebene liegenden Glasbausteine angenehmes diffuses Licht einzustreuen.
Nachhaltig nebst allen technischen Massnahmen, welche für den Neubau angestrebt werden scheinen vor allem die raumsparende Anordnung der Nutzungen, die ressourcensparende Bauweise, die grosse Kompaktheit im Volumen und die vielfältigen Synergien, welche zwischen Bestand und Neu genutzt werden können. Ebenso wird über die Nähe zum Bestand das Untergeschoss effizient brauchbar gemacht und über die seitliche Anbindung am Altbau Fassadenfläche gespart. Die klare und direkte Statik ermöglicht im Innern eine einfach Systemtrennung, welche eine unabhängige Erneuerung der verschiedenen Bauteile offen lässt.