Situation und Aufgabenstellung
Der Grösse der Gesamtschulanlage entsprechend wird das Entwicklungspotenzial grundsätzlich in einer Verdichtung von vorhandenen Strukturen mit neuen Elementen verstanden. Vorhandene Qualitäten werden erkannt, aufgenommen und sollen bei einer künftigen Entwicklung mit Erweiterungs- und Neubauten Identitätsstiftend wirken. Bekanntes wird mit Neuem verbunden, sodass ein wechselseitiges und sich veränderbares Zusammenspiel zwischen Gebäuden, Gebäudeteilen oder auch nur innenräumlichen Raumabfolgen entstehen kann. Leitgedanke sind dabei, eine, über die geplanten Etappierungen, schrittweise Entwicklungsfähigkeit der Gesamtanlage und die Anpassbarkeit an veränderte Bedürfnisse.
Die räumliche Qualitäten der Zwischenräume wird gewahrt und festigen sich in der Ausgestaltung des verbindenden Platzes, sowie über die ergänzenden baulichen Eingriffe. In ihrer Orientierung grundsätzlich gleichbleibend bilden die nördlichen Körper eine Hangkante zu den weiten Sportfelder, machen aber, über ihre mehr und weniger zueinander abgewinkelte Positionen, die gewachsene Struktur deutlich und entfalten spanungsvolle Zwischenräume und Durchblicke. Der Erweiterungsbau der Sekundarschule, als volumetrische Massierung und Verdichtung aus der Mitte, versteht sich diesbezüglich als unterstützende Massnahme diesem äusseren Wechselspiel Gewicht zu verleihen. Im Gegenzug operiert der Kindergarten eher auf eine feine und autarke Weise mit der Verdichtung von Körper und naher Umgebung (Bäume und Park). Eine raumhaltige Verandaschicht schafft die nötige Identität für Nutzer und Betrachter und zeugt von der leicht gesonderten, aber der Nutzergruppe entsprechenden Abgesondertheit vom öffentlichen Platz. Die Primarschule etabliert sich im Bestand und schafft über die vorhandenen Qualitäten zum Platz hin ein angemessenes schulisches Gewicht. Letztes, „schwergewichtiges“ Glied der Kette bildet die Sporthalle, vom öffentlichen Raum analog leicht abgedreht und eindeutig der Geometrie der darunterliegenden Sportfelder verschrieben. Die Lage im Gelände lässt das grosse Volumen als neues Sportzentrum zwar präsent, in der Höhenentwicklung jedoch zu den verschiedenen Seiten angemessen in Erscheinung treten. Klein aber fein stellt sich der neue Mittagstisch quer in den Platz, unterstützt damit das Stellungsspiel der Baukörper und schafft dadurch eine zusätzliche, lebendige Mitte.

Umgebungsgestaltung
Die Freiräume sind in die drei Bereiche Sport, Innenraum und intensive Rändernutzungen gegliedert. Die Sportwelt ist kompakt und funktional weiterentwickelt und hat sich zum Ziel gesetzt, alle Aussensportanlagen zu erhalten. Dementsprechend ist das neue Kunstrasenfeld im Norden platziert. Mit der Ausrichtung des Feldes in Bezug zur Topographie wird auf der Längsseite eine kleine Sitzstufentribüne angelegt und wertet das Kunstrasenfeld zusätzlich auf. Eine „fussballtechnisch“ optimale Nord-Süd Ausrichtung ist als Variante machbar, allerdings müssten dazu verschiedene Anlageteile neu gebaut werden, was als unverhältnismässig eingestuft wird. Eine neue Rasenstufenanlage beim Sekundarschulhaus erhöht die Attraktivität der bestehenden Sportanlage.
Die verschiedenen neuen und bestehenden Gebäude spannen einen Platz auf, welcher deutlich über einen dörflichen Platz hinausweist. Es entsteht eine urban anmutenden Platzabfolge mit variierenden Schwerpunkten und einer spannungsvollen Raumdynamik. Unterschiedliche, Baum bestandene Felder strukturieren diesen Raum und verleihen ihm Identität. Die Vegetationsintarsien werden in Aufenthaltsorte und Orte des Entdeckens geteilt. Während die mit Kiesflächen und langen Sitzmauern ausgezeichneten Felder zum Verweilen und aktiv in Besitz nehmen einladen, möchten die dicht mit Vegetation „gefüllten“ Felder entdeckt und erkundet werden. Die Vegetation bezieht sich vollständig auf die vorgefundenen einheimischen Weichholzgehölze des angrenzenden Seeufers und Seevorlandes. Jede Platzintarsie erhält eine spezifische Baumart wie Erlen, Weiden, Birken oder auch Eschen. Die Inseln sind somit durch die Pflanzenwahl einerseits ortsverbunden und strahlen zudem ein hohes Mass an unverwechselbarer Identität aus.
Die Primarschule, die Sekundarschule wie auch der Kindergarten erhalten charakteristische, gesonderte Aussenräume, welche nach den Bedürfnissen der Kinder ausgestaltet werden und ein gewisses Mass an Privatheit bieten. Sie zeichnen sich durch ihre Lage im Schulareal und durch die sie raumbildenden Gebäudeteile aus. So prägt der dichte Baumbestand den Pausenbereich des Kindergarten und interagiert zwischen dichtem Grünraum, platzähnlicher Auslichtung und neuer Veranda-Raumschicht. Der Primarschule eigen ist durch das Zusammenspiel mehrer Baukörper das Aufspannen eines Raumes, welcher über Bepflanzung und ein Wegnetz erkundet wird und für die Sekundarschüler offenbart sich während ihrer Pause, zwischen hochstämmigen Bäumen hindurch, ein grosszügiger und offener Blick über die äusseren Sportfelder.
Turnhalle
Als westlicher Schlussstein setzt sich die Dreifachsporthalle als letztes Glied in die Abfolge der, den Platz säumenden, Gebäude. Die Gebäudeabwicklung im Schnitt zeigt die Lage im Gelände und widerspiegelt die innere Raumabfolge der Sportnutzung. So betritt man die Turnhalle im eingeschossigen Vorbau, massstabsgerecht und über die eigene Fassade geführt über Eck. Ein direkter Blick auf den Sportbetrieb sind vom inneren Foyer und Erschliessungsbereich in Form einer Tribüne unmittelbar nach dem Eintritt möglich. Zwei Treppen führen auf die untere Hallenebene mit Garderobenbereich, Wc-Anlagen und Office. Der Erschliessungsbereich ermöglicht dort über eine Verglasung mit dahinterliegenden Sprossenwände den Einblick auf das Sportfeld und wird über letztere sanft erhellt. Die Dreifachhalle ist längsseitig durch das gegen Süden liegende Oberlichtband mit Bris Soleil sowie über die grosszügige Verglasung oberhalb der Ausstülpung für Materialräume nach aussen geöffnet.

Von aussen wirkt die Halle über ihre volumetrische Ausbildung homogen und wie aus einer Form gegossen. Die grossen strukturellen Öffnungen prägen das Bild und eine feine Zeichnung der einzelnen Ebenen über eine geringfügige Staffelung des Betons brechen den Massstab und gliedern die Fassadenhaut. Der Beton erscheint über Zuschlagstoffe und Pigmente leicht farbig und verbindet sich mit den bronzefarbenen Stahlteilen zu einer harmonischen ruhigen Einheit.


Sekundarschule

Der Erweiterungsneubau bindet beim Erschliessungszwischenbau der Sekundarschultrakte als dritten Baustein gegen Norden an. Er übernimmt dabei bewusst die Orientierung und Geometrie des Bestands und ordnet sich damit der inneren Struktur und der äusseren additiven Erscheinungsform unter. Mit dem Anbau kann in der Schnittstelle der Dreien die vertikale Erschliessung mit einer neuen splittlevelartigen Treppenanlage und Lift grosszügig und raumübergreifend gelöst werden. Eine Eingangshalle auf Hochparterreniveau entsteht, welche Alt und Neu verbindet und mit Sitzstufen, fast schon Atriumsähnlich einen neuen Pausenbereich generiert. Ein Ort, welcher darüber hinaus die Schule mit dem eigenen äusseren Pausenplatz, orientiert auf die Sportfelder, verbindet. Der strukturelle Aufbau des Neubauteils, aufgrund eines regelmässigen Rasters und infolge des modularen Aufbaus des Grundrisses ermöglichen eine maximale Flexibilität und Adaptabilität.

Die innere Struktur wird über das Platten-Stützensystem direkt nach aussen getragen. Es entsteht das Bild einer strukturierten Fassade, additiv und gefügt. Die Anlehnung an den Bestand wird dabei nicht in der Homogenität der Hülle sondern in deren Regelmässigkeit und Ruhe gesucht. Fein strukturierte Betonelemente wechseln alternierend mit grossen einflügligen Fenstern, welche im Untergeschoss im Aufenthaltsraum der Schüler einen Austritt auf Sportplatzniveau ermöglichen.

Im Inneren der bestehenden Schultrakte sind nur kleine Anpassungsarbeiten notwendig um das geforderte Raumprogramm zu erfüllen. Die vorgefundene Struktur verbindet die Nutzungen gleichmässig und gleichberechtigt über alle Gebäudeteile und lässt so ein „Erkunden und Erleben“ der ganzen Schule offen.

Kindergarten

Die Herausforderung eine Kindergarten in ein artfremdes Gebäudevolumen einzuverleiben wird bewusst eingegangen. Stellung und Ort des ehemaligen Wohn- und Verwaltungshaus sind geradezu optimal um nicht für die kleinsten Schüler genutzt zu werden. Die vorhandene Haupttragstruktur und Treppenanlage dient der innere Aufteilung optimal und lässt eine adäquate Raumabfolge von gruppenspezifischen Garderobenbereich, zoniertem Kindergartenraum und angegliederten Gruppenraum zu. Das Zusammenlegen der Spielgruppe aus der familienergänzenden Betreuung mit dem Kindergarten verspricht Synergien und scheint der Alterstruktur angemessen. Der vorhandene seperater Zugang im Ergeschoss lässt genügend Spielraum für eine autarken Alltagsablauf der beiden Nutzergruppen.

Eine neue aussen angebaute Raumschicht in Form einer mehrgeschossigen Veranda gibt dem Haus sein neues Gesicht und der inneren Nutzung ihre äussere Entsprechung. Die Kinder haben so direkt und einfach die Möglichkeit den Aussenraum zu erleben und mitten in den Baumwimpfel die Welt durch farbige Brüstungsgläser rosa, gelb und himmelblau zu betrachten. Einerseits wird damit der vielleicht unübliche mehrgeschossige Anordnung eines Kindergartens bewusst entgegnet, eine Mehrwert über einen intimen Aussenbereich pro Gruppe geschaffen und andererseits wird dem Haus einen neuen einheitlichen Charakter verleiht. Die Struktur aus geformten Betonelementen bindet sich aus dem bestehenden Aussenbereich südlich und östlich, parkseitig an den Bestand an und ragt als beidseitig offene Balkonplatte tief in die Parkanlage. Weiss eingefärbt unterscheidet sie bewusst vom Bestand ab und wirkt zusammen mit dem farbigen Glas freundlich und verspielt.

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